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F.C. Hansa Rostock 1 - 1 VfL Osnabrück

Das erste Heimspiel des Jahres stand auf dem Programm und mit diesem erreichte mich die Erinnerung an unser Gastspiel dort in der letzten Saison, die untersagte Weiterreise in Hannover, das provokante Auftreten der Cops und das Betretungsverbot im Hinspiel dieser Saison. Aufgrund dieser Dinge war mein Wunsch, den Gegner heute einfach nur wegzuknallen und punktlos nach Hause zu schicken noch größer als sonst schon. Nach dem Weißwurstfrühstück im Fanprojekt zog es uns über leergefegte Rostocker Straßen ins Ostseestadion, das zu Spielbeginn von einem gar nicht so unansehnlichen Haufen Gästen beleuchtet wurde. Prinzipiell spricht ja schon mal nicht so viel für das Vollpöbeln der Gäste (Ausnahmen bestätigen hier natürlich die Regel), aber Pyrotechnik im Gästeblock als Grund für Pöbeleien sind mit Sicherheit mindestens genauso dämlich wie Stadionsprecher und Schiedsrichter zusammen. Stattdessen sollte man, wenn man es den Gästen schon nicht gleich tun kann, lieber Alles geben und auch der eigenen Mannschaft zumindest verbal bestmöglich einheizen. Auf lila-weißer Seite schien das funktioniert zu haben, denn die Gäste-Elf war bissig und zwang unsere Jungs bereits in der zweiten Minute zu einem Fehler. Vielleicht verlud die ansehnliche Choreo in Erinnerung an die Doppelstock-S-Bahn, die jahrelang treue Dienste leistete und inzwischen Kultstatus erreicht hat, Teile des Teams, nicht ganz bei der Sache zu sein. Die Konsequenz war auf jeden Fall ein unnötiger Elfmeter, den sich neben R. Fardi auch Jockel auf die Kappe schreiben darf. Ein wirklicher Wachrüttler für Hansa war der resultierende Führungstreffer der Gäste jedoch nicht. Immernoch wirkten sie bissiger und kamen gefährlich vor das Tor. Etwas ungeschickt wollte Alex Mendy einen Ball ins Aus klären, traf dabei aber den Gegner, was den Schiedsrichter erneut zum Elfmeterpfiff bewegte. Mein Frust lud sich bereits vor dem Elfmeter ab: "Wir haben doch eh keinen Torwart, der jemals einen Elfmeter halten wird. Die können gleich zum Mittelpunkt gehen und Hansa den Ball geben." Recht behalten sollte ich diesmal nicht, schlecht geschossen und gut gehalten blieb es beim 0:1. Und dann war endlich unsere Elf dran: Einen Pass von Pekovic konnte Jakobs in vollem Tempo mitnehmen und etwas glücklich aber eiskalt zum 1:1-Ausgleich veredeln. Jetzt war Hansa besser drin und inmitten dieser Phase verschätzte sich Pekovic mit der Sensibilität des heutigen Schiedsrichtergespanns und sah in Folge die Rote Karte. Doch damit nicht genug zeigte sich der "Unparteiische" auch in der nächsten Situation nicht gewachsen und bestrafte unseren zweiten Sechser Schünemann, der einen Schritt zu spät nichtsahnend den Gegner und nicht mehr den Ball trifft, ebenfalls Rot. So schaukelten sich die Emotionen noch weiter hoch und bereits in Hälfte Zwei versuchte man auf Osnabrücker Seite auf merkwürdige Art und Weise, diese Tatsache auszunutzen. Wenn ein Huhn nach dem Köpfen etwas verwirrt über den Hühnerhof läuft, habe ich dafür absolutes Verständnis (wenngleich ich sowas nicht unterstütze). Aber wenn ein Profifußballer nach einem Schulterklopfer seines Mitspielers das gleiche Verhalten an den Tag legt, macht mich das schon sehr stutzig. Gleichzeitig wird ein zurückeilender Spieler unseres Teams im Strafraum zu Fall gebracht, ohne Konsequenz. Wenn das Schiedsrichtergespann es nicht gesehen hat, mag man das in Summe der Vorfälle nicht verstehen, aber entschuldigen können. Aber was dort in den Osnabrücker Köpfen vorging, würde mich schon mal interessieren. Wie auch immer. Der Schiedsrichter bescherte dem geköpften Huhn eine 10minütige Genesungsphase. Diese nutzte unser Stadionsprecher aus, um sich zum wiederholten Male zu blamieren und das Unverständnis vieler Leute auf sich zu ziehen. Da fehlt neben dem Feingefühl für Emotionen und Fankultur vor allem 'ne gehörige Portion Stil. Nachdem sich die Gemüter wieder etwas beruhigt hatten, durfte auch wieder Fußball gespielt werden. Und auch wenn unsere Neun in den 55min Unterzahl kaum was vom Spielgerät hatten, machte es Spaß zuzuschauen. Es war dieses heimliche Hoffen, dass Osnabrück es nicht schaffen würde, den Ball ins Hansa-Tor zu befördern. Und mit jedem Ball, der ins Seitenaus oder über die Grundlinie rollte, wurde aus Hoffnung mehr und mehr Glaube. Selten habe ich mein Hansa-Umfeld so gespannt auf das Spiel und den Fußball an sich blicken sehen. Und vielleicht tat es jedem mal wieder gut, sich besinnen zu müssen, wofür man eigentlich im Stadion ist. Und Hansa hat es zurückgezahlt und mit einer taktischen und läuferischen Meisterleistung das Unentschieden verteidigt. Auch wenn ein Sieg zu Beginn noch das war, was ich mir am sehnlichsten gewünscht habe, bin ich jetzt froh, dass es genau so gekommen ist, wie es kam. Dieser Wechsel zwischen Hoffnung, Fassungslosigkeit, Freude, Spannung und Erleichterung. Dafür liebe ich Hansa und den Fußball. Übrigens war es trotz der hitzigen Atmosphäre recht kalt im Stadion. Jetzt ist die Erkältung da und es gibt Suppe. Mit Hühnerfleisch.


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